Diezer Turn- und Sportklub Oranien e.V.

Vereinsgeschichte

Kurze Geschichte der Diezer Turn- und Sportvereine

 

Vorbemerkung: Eine lückenlose Darstellung der Geschichte der Diezer Turn- und Sportvereine ist in diesem Beitrag nicht beabsichtigt und nicht möglich, vor allem während der NS-Zeit und den Wirren des zweiten Weltkriegs scheinen Chroniken und Protokolle der Vereine verloren gegangen zu sein.Sodass sich die Darstellung im wesentlichen auf die Festschriften zu den 125- und 140 jährigen Jubiläumsveranstaltungen des TuS Diez in den Jahren 1972 und 1987 sowie zur 100- Jahrfeier des VfL Diez-Freiendiez im Jahr 1983 stützt.

 

Die ersten 90 Jahre von 1847 bis 1937

 

In den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden zahlreiche Turnvereine. die bis zur deutschen Revolution in den Jahren 1848/49 auch politische Bedeutung erlangten. Auch Diez blieb von dieser Bewegung nicht verschont. und so kam es 1847 zur Gründung eines Vereins. der sich in der Folgezeit Diezer Turnverein von 1847 nannte. Nach einem kürzlich aufgefundenen Dokument ist eine Gründung dieses Vereins bereits Ende 1846 nicht auszuschließen. Dokumente über die Gründungsversammlung oder die Namen der Gründungsmitglieder sind nach Wissen des Verfassers leider nicht überliefert. Ein erstes großes Turnfest wurde am 7. Mai 1848 in Oranienstein ausgerichtet. Ein aus Anlass dieses Turntages entstandenes Gedicht – nachzulesen in der Festschrift des TuS Diez von 1972/1987 ist geprägt vom Pathos jener Tage, das für uns kaum noch verständlich ist, und deswegen wird hier auf die nochmalige Wiedergabe dieser Verse verzichtet. Kurze Zeit nach dem Turnfest wurden im Frühsommer 1848 auch die Diezer Turner in die politischen Auseinandersetzungen zwischen konservativen regierungstreuen Kräften und der fortschrittlichen Hecker Partei – benannt nach dem liberalen Führer Friedrich Hecker ¬ verwickelt. Die Turner standen dabei, ihrer Tradition seit Friedrich Ludwig Jahn entsprechend. auf der Seite der Fortschrittlichen. Bei den Auseinandersetzungen wurden sämtliche Turngeräte auf dem Turnplatz am Hain zerstört. Die ››Turnerkneipe« wurde belagert. und es drohten Mord und Totschlag. Polizei und Bürgerwehr griffen nicht ein, zumal die damalige herzögliche Regierung in Wiesbaden konservativ eingestellt und daher bestrebt war alle Rufe des Volkes nach Recht und Freiheit zu ersticken Die Turneridee lebte in den Folgejahren auch in Diez weiter, die ursprünglichen Bestrebungen traten
jedoch im Laufe der Zeit immer mehr in den Hintergrund. Neben dem Turnen wurde die Pflege der Geselligkeit zu einem wichtigen Bestandteil des Vereinslebens. Große Stiftungsfeste bei denen die Bevölkerung der Stadt mitfeierte, waren herausragende Ereignisse in jener Zeit. 1875 kam es zu einer ersten Vereinsspaltung. Einige Mitglieder des Turnvereins gründeten den Turn- und Fechtklub Diez. der unter dem späteren Namen ››Turn- und Sportklub 1875 Diez« über 50 Jahre lang als zweiter Diezer Turnverein existierte. lm damals noch selbständigem Nachbardorf Freiendiez traten am 2. Oktober 1883 mehrere junge Leute zusammen und beschlossen einen Turnverein zu gründen. In der Festschrift des VfL Diez-Freiendiez, 1983, können wir als erste Eintragung in die Chronik des Tumvereins Jahn e.V. Freiendiez lesen: »Es hatten sich an der Gründung des Turnvereins beteiligt: Johann Kapilain, Karl Herborn. Anton Römer. Peter Kapitain, Philipp Sartorius, Christian Strauß. August Preußen Friedrich Preußer, Karl Kapitain, Wilhelm Römer, Wilhelm Herborn, Wilhelm Weck.

Schon nach wenigen Wochen zählte der junge Verein über 30 Mitglieder. lm November wurde ein provisorischer Vorstand bestellt. Zum 1. Präsidenten wurde Wilhelm Weck und zum Säckelwart August Preußer gewählt; Turnwart wurde Jean Jung aus Diez. Der erste ordentliche Vorstand mit dem 1. Präsidenten Friedrich Seel wurde 1885 gewählt. Im gleichen Jahr wurde auch die erste Fahne angeschafft. die heute noch in Bruchstücken vorhanden ist. Und die ersten ››Zöglinge« wurden in den Verein aufgenommen. lm Herbst des gleichen Jahres fand das erste Zöglingsturnen statt. lm Verein herrschte gute Kameradschaft, jedoch wurde auch eiserne Disziplin gefordert. Wer sich nicht unterordnen wollte. wurde ausgeschlossen z.B. nach dreimaligem unentschuldigten Fehlen.1891 wurde das erste Gauturnfest in Freiendiez abgehalten. Die ganze Gemeinde soll daran geschlossen teilgenommen haben. 1896 kaufte der Verein in Hambach eine gebrauchte Halle zum Preis von 200 Mark und baute sie als erste eigene Turnhalle auf dem Grundstück zwischen Ratweg und Limburger Straße wieder auf. Die Gesamtkosten für Platz und Halle betrugen damals 2391.68 Mark. Um die Jahrhundertwende begann der ››Sport« sowohl in Diez wie auch in Freiendiez an die Türen der altehrwürdigen Turnvereine zu klopfen. Immer mehr junge Leute wandten sich vor allem dem Fußball und der Leichtathletik zu. Zur Pflege des Fußballspiels wurde noch vor dem ersten Weltkrieg der Sportverein Freiendiez 1911 gegründet. Auch in Diez kam es etwa zur gleichen Zeit zur Gründung eines ersten »Sportvereins« . Der erste Weltkrieg (1914 – 18) brachte die sportliche Entwicklung in Diez und Freiendiez zunächst einmal zum Erlíegen und forderte auch unter den Mitgliedern der heimischen Vereine seinen Blutzoll. Aber schon 1919 setzte der Turn und Sportbetrieb wieder ein. In Diez schlossen sich am 5. März 1921 der Turnverein von 1847 und der junge Sportverein zum Turn- und Sportklub Diez (TSK 1847 Diez) zusammen. Neben dem Turnen wurden hier Fußball, Faustball, Handball und Leichtathletik gepflegt. Diese Ehe war jedoch nicht von langer Dauer: die Gegensätze waren offensichtlich zu groß. Schon 1923 gingen Fußball und Leichtathletik mit der Gründung des VfB 1923 Diez wieder eigene Wege. die erst 1947 wieder zusammenführten, 1925 durften sich die Mitglieder des Turn- und Sportklubs über denersten eigenen Sportplatz freuen, der in mühevoller Eigenarbeit auf dem Gelände der heutigen MKW errichtet wurde. Dazu mußten eine ehemalige Marmorfabrik abgerissen und der Platz eingeebnet werden. Mit einem Volksfest, an dem auch die Spitzen der in Diez ansässigen Behörden teilnahmen wurde der ››Jahnplalz« eingeweiht. lm gleichen Jahr 1925 kam man in Freiendieı noch einen Schritt weiter. Die alte Halle war 1923 wegen Baufälligkeit geschlossen worden. Die neue größere Turnhalle sollte zunächst am gleichen Platz entstehen. wegen Einsprüchen aus der Nachbarschaft mußte man jedoch nach einem neuen Standort Ausschau halten. Da auch die Gemeinde und die Schule an einer größeren Halle als Festsaal für Veranstaltungen und Turnhalle mit Spielplatz interessiert waren. einigte man sich schließlich, die Halle auf dem Wirt zu bauen. Durch die vorangegangene lnflationszeit wurde die Finanzierung problematisch. Aber in einer beispielhaften Gemeinschaftsaktion von Gemeinde, Vereinsmitgliedern und Bevölkerung konnte nach und nach das nötige Geld aufgebracht und der Bau der Halle begonnen werden. Am 25. September 1926 wurde sie eingeweiht. Die Folgejahre bis 1933 wurden zu den erfolgreichsten der Freiendiezer Turner. Die Jahre der nationalsozialistischen Diktatur brachten für alle Diezer und Freiendiezer Turn- und Sportvereine tiefgreifende Veränderungen und Einschnitte in das Vereinsleben.

 

Die Zeit von 1938 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges

 

Im Jahr 1938 wurde nicht nur die bis dahin eigenständige Gemeinde Freiendiez in die Stadt Diez eingemeindet, sondern auch die Vereine mussten ihr Eigenlehen aufgeben. Unter dem Druck der Behörden wurde der Zusammenschluss der drei Vereine Turn- und Sportklub 1847 Diez, Turnverein Jahn 1883 Freiendiez und Sportverein 1911 Freiendiez zur Turn- und Sportgemeinde 1847 Diez verfügt. Lediglich der VfB 1923 Diez konnte als Betriebssportabteilung unter dem Namen VfB Reichsbahn Diez seine Selbständigkeit bis zum Kriegsende 1945 wahren. Sportlichen Aufschwung brachte diese Zwangsvereinigung nicht. Die Jugendlichen wurden immer mehr von den staatlichen Jugendverbänden in Anspruch genommen, das frühere Vereinsleben war tot. Die Turnhalle der Freiendiezer wurde zu Gunsten der Stadt enteignet, um auf diese Weise ein Vorzugsnutzungsrecht für die politischen Verbände zu sichern. Der neuen Turn- und Sportgemeinde wurde ein Mitbenutzungsrecht durch eine entsprechende Eintragung im Grundbuch zugesichert. Der zweite Weltkrieg brachte dann das sportliche Vereinsleben völlig zum Erliegen. Viele Sportkameraden und Turnbrüder kehrten aus ihm nicht mehr zurück.

 

Der Wiederbeginn und Neuaufbau nach 1945.

 

Nach dem Kriegsende wurden Turnen und Sport zunächst noch von den Militärbehörden der Amerikaner und anschließend der Franzosen verboten. Am 23. Oktober 1945 erhielt die Turn- und Sportgemeinde von der französischen Militärverwaltung die Erlaubnis, den Sportbetrieb wieder aufzunehmen, die Betätigung von Turnvereinen blieb jedoch noch untersagt. Der Grund dafür war die politische Rolle, die Turnbewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gespielt hatte. Dementsprechend lautete der jetzt zugelassene Vereinsname Sportgemeinschaft 1847 Diez-Freiendiez. Erster Nachkriegsvorsitzender wurde Kurt Goerdten. Im Sommer 1946 wurde auch der VfB Diez wiedergegründet. Am 24.November 1947 beschlossen beide Vereine sich unter dem Namen Sportverein Diez zu vereinigen. Streitigkeiten zwischen Fußballern und Turnern, aber auch der Wunsch nach Wiederbelebung der einstigen Freiendiezer Tradition, führten am 4. August 1949 zur Abspaltung eines Großteils der Freiendiezer Mitglieder und zur Wiedergründung eines vereinigten Stadtteilvereins unter dem Namen Verein für Leibesübungen (VfL) Diez-Freiendiez Erster Vorsitzender dieses Vereins wurde der Sportkamerad Karl Goerdten. Von da an gingen die Sportvereine in Diez und Freiendiez wieder getrennte Wege. Nach der zwischenzeitlich erfolgten Wiederzulassung des Turnens änderte der Sportverein Diez 1950 seinen Namen in Turn- und Sportverein (TuS) Diez. Das Gründungsdatum des früheren Diezer Turnvereins von 1847 wurde erst 1987 dem Vereinsnamen wieder hinzugefügt. Trotz der Trennung erlebten beide Vereine in den Folgejahrzehnten einen gewaltigen Aufschwung. Neben dem Turnen, das durch verschiedenste Gymnastik- und Tanzformen immer vielseitiger wurde, und Fußball nahmen auch andere Sportarten jetzt einen breiteren Raum ein: Im TuS Diez vor allem Leichtathletik, Tischtennis und Versehrtensport, im VfL Diez-Freiendiez Handball und ebenfalls Tischtennis. Seit den 70er Jahren wurden die Sportarten Tennis, Volleyball und Badminton immer populärer und dementsprechend in das sportliche Angebot beider Vereine aufgenommen. Der VfL Diez-Freiendiez ist heute mit etwa 1200 Mitgliedern der größte Verein in Diez, und auch der TuS Diez hatte Anfang 1984 über 900 Mitglieder, von denen jedoch kurz darauf etwa 200 durch den Austritt der Versehrtensportler und der 1980 gegründeten Eis- und Rollsportabteilung verlorengingen.

 

Die Gründung des Diezer Turn- und Sportklubs Oranien

 

Auseinandersetzungen mit der Senioren-Fußballabteilung, vor allem über deren finanziellen Ansprüche, führten Anfang der 90er Jahre zu immer größeren Spannungen innerhalb des TuS 1847 Diez. Deswegen entschloss sich am 8. Mai 1993 der Vorsitzende Dr. Wolfgang Schaefer den Vorsitz niederzulegen. Für den 11. Juni lud er zur Gründungsversammlung eines neuen Vereins ein. Dieser wurde zunächst unter dem Namen Turn- und Sportklub 1847/1993 Diez ins leben gerufen. Vorsitzender wurde Dr. Wolfgang Schaefer. Gegen die Namengebung erhob der Turn- und Sportverein Einspruch. Auf Anraten des zuständigen Registergerichts in Montabaur wurde daraufhin die Jahreszahl 1847 aus dem Vereinsnamen herausgenommen und in einer Mitgliederversammlung am 21. Juli 1993 der Name Diezer Turn- und Sportklub (TSK) Oranien beschlossen. Das Traditionsdatum 1847 wurde jedoch im ersten Paragraphen der neuen Satzung festgeschrieben und in dieser Form vom Registergericht genehmigt. Ihre Berechtigung erfährt diese Festschreibung durch die Tatsache, dass der größte Teil der Turnabteilung – nur eine Übungsleiterin mit ihren zwei Kindergruppen vollzog diesen Schritt nicht- den Turn- und Sportverein verließ und sich dem neuen TSK Oranien anschloss. Das gleiche gilt für fast alle Leichtathleten sowie die kompletten Abteilungen Tıschtennis, Volleyball und Badminton. Der Diezer TSK Oranien konnte trotz der starken Konkurrenz in Diez schnell Fuß fassen. In der ersten offiziellen Mitgliedermeldung am 13. August 1993 wurden dem Sportbund Rheinland 146 Mitglieder gemeldet. Die Zahl ist seitdem ständig gewachsen auf 196 im Januar 1994, 301 im Januar 1995,412 im Januar 1996 und 420 im Februar 1997.

 

Die Entwicklung des Diezer Turn- und Sportklubs Oranien von 1997 bis 2016

 

Ein ganz wesentlicher Schritt in die Zukunft des Diezer TSK Oranien war im Jahr 1999 der Zusammenschluss mit dem Radfahrverein 1920 Diez. Die Kunstradfahrer wurden die sechste Vereins-Abteilung, und – was von ganz besonderer Bedeutung war – der Verein hatte für seinen Sportbetrieb eine eigene Halle. Hier lief fortan der gesamte Trainings- und Sportbetrieb der Tischtennisabteilung, und es gab Platz und Übungszeiten für verschiedene Gruppen in der Gymnastik und im Gesundheitssport.
In den Jahren 2008 und 2009 wurde diese Halle mit finanzieller Unterstützung des Kreises und des Landes (über den Sportbund Rheinland) für etwa 110000 Euro saniert und erweitert. Sie erhielt einen komplett neuen Boden, und im Anbau wurden unten ein Geräterraum und eine Werkstatt sowie im Obergeschoss ein Sitzungszimmer geschaffen.
Ende 2013 wurde als weiteres wichtiges Sportangebot die Gymnastikgruppe für „Hochaltrige“ (= Ü 80) unter der Leitung von Frau Hänsel ins Leben gerufen, und 2014 schlossen sich die Tanzgruppen von Frau Nicole Bender, die bis dahin zum SV Diez-Freiendiez gehörten, dem Diezer TSK Oranien an.
2015 traf Dr.Wolfgang Schäfer von den geschäftsführenden Tätigkeiten des Diezer TSK Oranien zurück, an seine Stelle des ersten Vorsitzenden trat Christian Busch, als 2.ter Vorsitzender Matthias Zimmermann und als Geschäftsführerin Stephanie Steil. Einzig Gabriele Meseberg bleibt dem Führungsteam erhalten und behält ihren Posten der Kassenwartin.